Nirgendwo lassen sich die Sonnenstrahlen besser genießen als in einem Biergarten – vorausgesetzt, man kommt mit den Gebräuchen der Einheimischen klar. Zehn Überlebenstipps.
In München heißt es nämlich „Helles“. Das untergärige Lagerbier ist besonders mild und spritzig. In den meisten Biergärten gibt es Bier aus einer der sechs großen Münchner Brauereien: Augustiner, Hofbräu, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner und Spaten.
Traditionell wird in Münchner Biergärten im Literkrug – der Maß – ausgeschenkt. Weil allein ein gefüllter Maßkrug bereits mehr als zwei Kilo wiegt, schaffen Ungeübte kaum mehr als drei Krüge. Die Runde für eine gesamte Biertischbesetzung wird kaum einer stemmen können.
Im 19. Jahrhundert begannen die Münchner Brauer direkt an ihren Brauereien Bier auszuschenken. Damit sie dadurch nicht zur Konkurrenz für die Gastwirte wurden, erließ König Maximilian I. von Bayern im Jahr 1812 ein Dekret, in dem er zwar den Ausschank im Biergarten genehmigte, aber nicht den Verkauf von Essen. Bis heute darf sich jeder seine Brotzeit mitbringen.
Mindestens genauso wie das Helle gehört zum Münchner Biergarten die Gemütlichkeit – oder wie es in der Biergartenverordnung heißt: „Biergärten erfüllen wichtige soziale und kommunikative Funktionen.“ Deshalb: zusammenrutschen, wenn es noch geht, sich mit Vornamen vorstellen, zuprosten, wohlfühlen.
Einzige Ausnahme zur Geselligkeitsregel: Einen Platz an einem der vielen Stammtische kann man nicht einfach so einnehmen, den muss man sich hart erarbeiten. Dazusetzen darf sich nur, wer ausdrücklich eingeladen wird!
Den traditionellen Steckerlfisch isst man nämlich mit den Fingern oder einem kleinen Holzspieß. Besteck braucht dafür keiner. Genauso wenig wie für den Obatzden, der direkt mit der Brezn gegessen werden darf und soll.
Nur beim ersten Schluck mit dem Nachbarn anstoßen? Das macht man vielleicht in Preußen, aber nicht im geselligen Bayern. Faustregel: Pro Maß wird zehn Mal geprostet. Ob danach der Krug noch mal kurz abgestellt oder gleich daraus getrunken wird, bleibt dagegen jedem selbst überlassen.
Noagerl heißt auf Bayerisch der letzte Schluck im Glas – und wenn es nach den Bayern geht, dann bleibt der abgestandene Rest da auch. Noagerlzuzler werde die genannt, die ihn trotzdem trinken – und das klingt nicht nur wie eine Beleidigung, sondern ist auch eine.
Zugegeben, das gilt jetzt wirklich nur für den Biergarten im Hirschgarten, aber es ist auch eine besonders schöne Münchner Tradition: Um den Bedienungen Arbeit abzunehmen, stehen hier Waschwannen bereit, um die Krüge vor dem Nachfüllen auszuspülen.
Egal wie lau und stimmungsvoll die Nacht ist, pünktlich um 22.30 Uhr kündigt eine Glocke in Münchner Biergärten den Schankschluss an. Spätestens, wenn eine halbe Stunde später die Lichter an- und wieder ausgehen, heißt es wirklich: Schluss für heute. Man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist.